Produkt Giardina 2023

Nutzbrunnen, Tröge und Gefässe

Immer wieder fragt man uns, wo stand dieser Brunnen? Bei den Nutzbrunnen können wir diese Frage häufig nur bis zu einem gewissen Grad beantworten. Die rustikalen Becken, welche in sehr verschiedenen Grössen im Angebot sind, waren vorwiegend in Kellern und Lagerschöpfen im Einsatz.

Zeitliche lassen sie sich ins 16.- bis frühe 19. Jh. einordnen. Sie sind also zwischen 200-400-jährig. Dieser Zeithorizont ergibt sich anhand der Gebäude, aus denen Sie stammen. Das Material, die Machart und Form lassen ebenfalls einige Rückschlüssen über den Gebrauch und das Handwerk zu. Der unförmige Boden aussen ist z.B. eine interessante Spur, welche dem geduldigen Betrachter bei den Granitbrunnen ein Rätsel aufgibt. Warum ist er nicht gerade, wie wir uns das gewohnt sind? Die Zeichnung in diesem Kapitel verrät den Grund.

Vor gut 300 Jahren wurden solche Gefässe unweit Ihres Bestimmungsortes produziert. Die Verkehrswege waren sehr beschränkt, weshalb für ein Nutzgefäss in diesem Ausmass ein möglichst naheliegendes Gestein verwendet wurde. Granit ist ein Erstarrungsgestein, abriebfest und gerade deshalb für den intensiven Gebrauch besonders geeignet, aber auch aufwändig in der Herstellung. Solche herumliegenden Steinbrocken/Findlinge wurden für intensive Nutzung verwendet. Die anspruchsvolle Arbeit, aus diesem harten Gestein ein Gefäss herzustellen, wurde oft von Wanderarbeitern gemacht. Es versteht sich von selbst, dass ein solcher Arbeiter weder lesen noch schreiben konnte. Auch war ihm die heute alltäglich Ablenkung durch Medien und Konsum fremd. Seine Wahrnehmungskraft und Konzentration galt fast ausschliesslich dieser einfachen Steinhauerarbeit.

Und wenn Sie heute diese Arbeit betrachten, spüren sie noch immer diese Kraft, die da gespielt hat. Wochenlang kämpfte sich der begabte Handwerker Millimeter um Millimeter vorwärts. Es brauchte eine unglaubliche Ausdauer und einen Willen, diese eintönige Arbeit auszuführen. Und dennoch: Die Proportionen und Rundungen sind durchwegs schön und liebevoll gestaltet. Auch wenn der Arbeiter keinen künstlerischen Anspruch hatte, so ist doch dieses ureigentümliche Streben darin spürbar. Man hat nicht einfach einen Nutzgegenstand hergestellt, er war immer auch schön anzusehen. Der Boden aussen spielte keine Rolle, da der Brunnen leicht im Boden eingelassen wurde. So sparte man sich diese Bearbeitung. Anhand dieser unförmigen Bodenlinie lässt sich noch heute die Grösse und Form des Findlings erahnen.

In den Granitbecken wurde häufig Kohl und anderes Gemüse in Sand überwintert, Fleisch eingelegt oder Flüssigkeiten konserviert. Es gibt Regionen, in denen viele Brunnen und Gefässe fast ausschliesslich aus Sedimentgestein hergestellt wurde. Dieses ist oft viel weicher und leichter zu bearbeiten. Da ist der Boden meist gerade geschlagen, die Patina viel ausgeprägter, da z.B. Muschelkalk eine für kleine Organismen ideale Umgebung bietet. Es finden sich vielfältige Flechten und kleine Moosbeete auf dem Gestein. Oft sind diese Brunnen aber erst nach einer Innenbeschichtung auch heute wieder einsatzbereit, da über den jahrhundertelangen Gebrauch der Stein geschwächt wurde. Manchmal waren diese von Anfang an wasserdurchlässig, da Sie nicht für Flüssigkeiten gebraucht wurden.

Schauen Sie sich Ihren Brunnen genau an, Sie werden noch viel mehr entdecken.